Wir bilden uns ein, wir könnten eine natürliche Landschaft nach eigenen Wünschen gestalten, während wir sie in Wirklichkeit allerorten unwiderbringlich zerstören. Wie glauben, Wildtiere naturgemäß ansiedeln zu können, während wir sie in Wirklichkeit immer weiter ausrotten. Wir spielen alle so nebeneinander her, um uns nicht in die Quere zu kommen, denn in Wirklichkeit halten wir es nicht mehr aus, wenn andere(s) – sei es Mensch oder Natur – unserer schönen Pläne durcheinander bringt. Wir ertragen wilde Natur so wenig wie ungestüme Mitmenschen.
Bewertung: Naja!
Lieber erfreuen wir uns jede:r für sich allein an unserer eingebildeten Omnipotenz. Wir sind pikiert, wenn uns jemand in die Parade fährt oder gar sich etwas schnappt, das wir als unser unberührbares Eigentum betrachten, sobald wir es einmal in Anspruch genommen haben. Unvorhergesehene Herausforderungen, die an unserem einmal erworbenen Besitzstand oder selbstverliebten Vorstellungen rühren, betrachten wir als ungerecht und kränkend.
Heute wundern wir uns, welche Spiele in den 1990er Jahren Spiel des Jahres werden konnten: Da wurden in Catan Rohstoffe gestohlen, sicher geglaubte Mehrheiten von El Grande gekippt und selbst 2004 konnten Zug um Zug noch wichtige Streckenabschnitte von anderen einfach zugebaut werden. Und heute? Heute spielen wir Cascadia: solitär, spannungsarm, kränkungsfrei! Wo liegt der Unterschied zu einer Patience? Wegschnappen jedenfalls, falls dieses Hilfsargument aller Auslagespiele wieder hervorkramt wird, ist nicht wirklich eine Option, wenn die eigenen Nachteile überwiegen. Die Auslage gibt es doch nur pro forma, damit nicht sofort auffällt, dass auch jede:r für sich allein spielen könnte.
Wird es jemals wieder ein Spiel des Jahres geben, das weder ein Partyspiel noch ein Mehrspielersolitär ist? Oder doch wieder nur ein braves Legespiel?