Voller Energie in Form eines Kartenstapels starten wir ins Rennen von Asger Harding Granerud. Doch mit jedem Stück der Strecke verlieren wir mehr oder weniger davon, je nachdem wie stark die Karte ist, die uns in die Pedale hat treten lässt und wir deshalb abwerfen müssen. Wie stark genau, das ist jedes Mal eine knifflige Entscheidung: Bloß nicht abgehängt werden oder auch nur hinten ins Feld rutschen, weil man da von den Voranfahrenden geblockt werden kann. Ganz vorne wiederum nimmt die Erschöpfung am schnellsten zu. Am besten in der zweiten Reihe bleiben. So oder so schwinden jedoch mit dem Kartenstapel die Kräfte und am Schluss zeigt sich dann, wer damit am besten haushalten konnte.
Bewertung: Spitze!
Knapp geht es meist zu bei Flamme Rouge. Es zählt jedes Feld, das wir zuvor durch Windschatten, Bergabfahrten oder sonstwie zu unserem Vorteil nutzen konnten. Das Rennen ist spannend, interaktiv, knifflig, familientauglich, schnell.
Jeder noch so naheliegende Vergleich zu Um Reifenbreite, Spiel des Jahres 1992, hinkt schon deshalb, weil man dort jederzeit eine 12 würfeln kann und genau das auch den Reiz ausmacht, wer dagegen bei Flamme Rouge seine starken Karten genutzt hat, hat irgendwann zwangsläufig nur noch schwache auf der Hand und muss einsehen, zuvor seine Kräfte etwas überstrapaziert zu haben. Das eine ist nervenaufreibendes Ringen mit Wahrscheinlichkeiten, das andere ein erbarmungsloser Deckrückbau.
Das resultierende Spielgefühl ist völlig unterschiedlich und spricht völlig verschiedene Vorlieben an. Wer hier meint, die beiden Spiele gegeneinander abwägen zu müssen, nur weil das Thema gleich ist, möge das bitte mal mit all den Mittelalter-Spielen versuchen. Man kann aber auch einfach mehrere Spiele zum gleichen Thema in der Sammlung führen.
Flamme Rouge ist ein leicht zugängliches Rennspiel, das auch schon ab 9 Jahren (statt der angegebenen 10 Jahre) gut spielbar ist und nur eine gute halbe Stunde dauert. Es funktioniert für 2-4 Spieler, am meisten Spaß bringt das Familienspiel in voller Besetzung.