e-Mission: Mal keine Monster verkloppen!

Man muss auch keine Schienen verlegen, kein Flugzeug landen, kein Rennen gewinnen und auch keinen Mars besiedeln. Jedes Spiel macht Vorgaben, was zu tun ist und hier gilt es eben den Klimawandel stoppen, was mal etwas anderes ist. Doch das Thema allein bringt manche offenbar emotional schon derart aus der Fassung, dass sie ein Spiel als moralisierend wahrnehmen, das dieses Thema wie jedes andere mit einer interessanten Mechanik einzufangen versucht. Moralischer Zeigefinger? Fehlanzeige, eher schon könnte man das Spiel als etwas zu mechanisch empfinden.

Bewertung: Empfehlung!

Apropos Mechanik, die erinnert an Terraforming Mars: Runde um Runde spielen wir Projekt um Projekt aus, welche einerseits unsere Ressourcenausstattung verbessern und andererseits Aktionen ermöglichen, um saubere Energie herzustellen, Wälder aufzuforsten oder auch Projektkarten nachziehen und tauschen zu können. Dabei gibt es keine separate, aufwendige Ressourcenverwaltung, sondern die Kartenauslage selbst bestimmt die Ressourcenausstattung.

Hierin steckt der Kern des Spiels: Auslagenoptimierung. Das läuft elegant und bietet die Grundlage für ausgetüftelte Zugabfolgen, um so das meiste aus den Projekten rauszuholen, wobei der gezielte Kartentausch, so man ihn denn mit passenden Projekten ermöglicht, von entscheidender Bedeutung sein kann. Wie bei vielen anderen kooperativen Spielen, kann man sich über jede einzelne Aktion austauschen, zusätzlich aber bringt der Kartentausch Interaktion jenseits der Diskussion und bildet zugleich damit internationale Zusammenarbeit ab. Auch die globalen Projekte wollen gemeinsam angegangen werden. Trotzdem haben wir jeweils das Tableau zu unserer eigenen Region, für die wir zuständig sind, wodurch das Alpha-Spieler-Problem ausgehebelt wird.

Das Spielbrett trägt wenig zum Spiel bei: Es ist eine reine Ablage, die etwas unnötig daher kommt. Was bleibt, ist ein kooperatives Kartenspiel mit eleganter Projektmechanik, das zeitlich nicht ausufert (ungewöhnlicherweise bei uns mit einer guten Stunde kürzer als angegeben) und thematisch stimmig wirkt. Trotz gleicher Ausgangslage bringt die Abfolge der nachgezogenen Projekte ähnlich wie bei Terraforming Mars jedes Mal eine andere Herausforderung, sodass keine Partie der anderen gleicht und das Ganze sich völlig anders spielt als Pandemic, mit dem es oft verglichen wird.

Ein paar gravierende Schwierigkeiten der Realität wurden (wohl der Einfachheit halber) ausgeblendet: Mit mangelnder Kooperationsbereitschaft, finanzkräftigem Diktatoren- und Ölscheich-Lobbyismus sowie emotionaler Rückwärtsgewandtheit muss man sich nicht rumschlangen. Dafür lässt sich der Schwierigkeitsgrad steigern, auch ohne diese menschlichen Untiefen auszuleuchten.

Das Material ist übrigens besser als bei Terraforming Mars. Die beiliegenden Tableaus sind sogar doppelschichtig, damit nichts verrutscht.

Der Auftritt bei der Preisverleihung von Matteo Menapace, und das als Autor eines kooperativen Spiels, war unfassbar respektlos gegenüber Menschenleben und der Arbeit aller Mitwirkenden. Es wird wohl ewig das Geheimnis solcher Schmalspur-Aktivisten bleiben, warum sie glauben, der Einsatz für die Menschenleben einer Gruppe kann nur auf Kosten der Menschenleben einer anderen Gruppe ausgetragen werden. Aber so lange wir nicht aufhören in Gruppen zu denken, seien es Völker, Religionen oder sonstwas, werden wir uns wohl ewig mit Aufpeitschern rumschlagen, die uns gegeneinander aufhetzen. Das sind keine guten Voraussetzungen für Frieden und auch keine guten Voraussetzungen für Kooperation um den Schutz unserer Lebensgrundlagen willen.

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