Schotten Totten asymmetrisch? Geht das? Zunächst einmal fällt es ziemlich schwer, sich das überhaupt vorzustellen. Das Original Schotten Totten (1 sozusagen), das ebenso einfache wie fordernde Duell, bei dem zwei Spieler jeweils auf ihrer Seite der neun Grenzsteine bzw. Battle Line, wie das Spiel im englischsprachigen Raum auch heißt, nach und nach drei Karten ablegen, um mit der besseren Kombination Abschnitte für sich zu gewinnen, legt das nicht nahe.
Bewertung: Spitze!
Das symmetrische Original bezieht seine Dramaturgie aus dem schrittweisen füllen der Reihen bei gleicher Ausgangssituation. Zerstört Asymmetrie also den Kern? Jain: Statt einem langsam ansteigenden Spannungsbogen erzeugt die neue Variante nervenzereißende Ungleichzeitigkeit. Es sind nur noch sieben Mauerabschnitte (statt Grenzsteine), die nicht mehr immer drei, sondern teilweise zwei oder vier Karten erfordern. Es geht nicht mehr um die Mehrheit am Ende, sondern alternativ kann man an einer Stelle mit einen Doppelsieg durchbrechen. Das fühlt sich nebenbei thematisch noch lustig an. Das Huhn (die eine Partei) verteidigt ihre Festung, während der Koch (die andere Partei) mit dem Suppentopf unterm Arm eindringen will, wobei der Turm besser befestigt ist als das Tor.
Nach vielen Runden Schotten Totten 1 hatte sich die Strategie etabliert, die einzelnen Abschnitte so lange wie möglich offen zu halten, um das Gegenüber im Unklaren zu lassen, sodass sich dann gegen Ende gezeigt hat, wer sich verspekuliert hatte. Schotten Totten 2 ist da viel drängender. Beinahe von Beginn an gibt es ein Auf und Ab. Großartig!
Nostalgische Gefühle kommen bei der hektischen Grafik auf, welche die sympathische Gemütlichkeit des Originals verdrängt hat. Dafür gibt es jetzt eine Farbcodierung, was dringend nötig war. Übrigens lässt sich mit der neuen Ausgabe die Originalvariante nicht spielen, weil von sechs auf fünf Farben (dafür mit den Werten 0 bis 11 statt 1 bis 9) reduziert wurde. Dafür gibt es endlich auch eine Neuauflage für das klassische Schotten Totten!