Würfel-Renn-Spiele für Familien

Johann Wilhelm Stündt: Deutschlandreise
Johann Wilhelm Stündt: Deutschlandreise

Die Deutschlandreise steht am Ende der Liste, weil sich hier die verschiedenen Zufallskomponenten Glück und Pech potenzieren können, bis jede Spannung raus ist: Nur allzu oft verstärken sich Städtekarten, Würfelergebnisse und Ereigniskarten gegenseitig.

Rang1234556
SpielHeimlich & CoMalefizVerflixxt!JamaicaCamel upMensch ärgere dich nichtHexentanzDeutschlandreise
Alter8+6-127+9-149+5-89+7+
Spieler2-72-62-64-63-62-62-62-6
Dauer3040204530454035
Preis🙂😐😐😐😐😐🙁🙁
Aufmachung🙂😐🙂🙂🙂😐😐😐
Interaktion🙂🙂🙂😐🙂🙂🙂🙁
Wettrennen🙂🙂🙁😐🙂🙂😐😐
Würfelspannung🙂🙂🙂🙁🙂🙂😐😐
Glückmäßigvielvielvielvielvielmäßigsehr viel
Komplexitätsehr geringsehr geringgeringmittelmittelsehr geringmittelgering

Knapp davor liegt Mensch ärgere dich nicht (Mädn), können sich hier doch Partien geradezu ewig hinziehen. Durch die Wiederholung des immer Gleichen verstärkt sich dieser Eindruck noch. Runde für Runde würfelt man und zieht eine eigene Figur vorwärts. Selbst das Schlagen anderer Figuren wiederholt sich bis zur Ermüdung.

Zugute halten muss man dem Spiel allerdings, dass es den Faktor Glück in einer Weise einsetzt, welche die Stimmung durchaus zu heben vermag: Wenn wieder einmal eine Figur kurz vor dem Ziel geschlagen wird, ist die Schadenfreude groß, insbesondere, wenn es sich um die letzte handelt.

Klaus Teuber: Catan
Klaus Teuber: Catan

Außerdem ist das Spiel bis zum Schluss hin offen. Ein paar Mal unglücklich zurückgeworfen können zuvor deutlich Führende wieder ins Hintertreffen geraten. Insofern ist der Einsatz der Würfel stilbildend. Die Spielanlage verhindert Verstärkereffekte, durch die glückliche Würfe zur rechten Zeit jemanden uneinholbar in Führung bringen, wie das etwa bei Catan geschehen kann.

Auch Verflixxt! macht es bis zum Schluss spannend, obwohl es ein Spiel ist, bei dem man Punkte sammelt. Da man aber mit den richtigen Plättchen Minus- in Pluspunkte verwandeln kann, steht erst am Ende fest, wer gewonnen hat. Dadurch dass die Angelegenheit deutlich schneller vonstatten geht, kommen keine Längen auf. Hier liegt der große Vorteil von Veflixxt! Es spielt sich flott und bündig, ohne dabei die Charakteristika seiner Vorläufer aufzugeben: Es fehlt nicht an kleinen Gemeinheiten, die Wächtersteine bewegen sich in einem ähnlichen taktischen Rahmen wie die Barrikaden bei Malefiz und über allem schwebt weiterhin ein Glücksfaktor, der Stimmung bringt. Verflixxt! ist ein nettes Spiel, aber kein richtiges Rennen, da es keine Rolle spielt, wer zuerst das Ziel erreicht.

Malefiz führt die Tradition fort: Auch hier ist grundsätzlich bis zum Ende hin alles offen. Schon so manches Mal wurde jemand noch kurz vor dem Ziel abgefangen. Ansonsten bietet Malefiz gegenüber Mädn durch die Barrikaden mehr taktische Möglichkeiten und dauert in der Regel nicht ganz so lange. Damit kann Malefiz bis heute Kinder begeistern.

Bei Heimlich & Co kommt zwar noch immer ein Würfel vor, doch ist man ihm nicht mehr ganz so ausgeliefert, darf man doch eine beliebige Figur bewegen. Trotzdem bleibt der Würfel Motor des Spiels, weil er erst jene Situationen mit Brisanz herbei führt. Obwohl Heimlich & Co als Detektivspiel auftritt, entpuppt es sich als Rennspiel, bei dem man als erste:r inst Ziel kommen muss.

Malcolm Braff, Bruno Cathala, Sébastian Pauchon: Jamaica

Kinder lieben Piratenspiele, doch das Thema hat seine Tücken: leicht gerät eine Umsetzung zu konfrontativ, zu komplex oder zu langwierig. Jamaica versucht das zu umgehen, indem es daraus ein Wettrennen macht. Dazu verwenden Malcom Braff, Bruno Cathala und Sébastien Pauchon einen raffinierten Mechanismus: Zu vorgegebenen Würfelzahlen muss jede/r eine möglichst gewinnbringende Kombination aus zwei Handkarten auswählen. Je nachdem geht es dann zügig vorwärts, ein wenig rückwärts, man hebt einen Schatz, gerät in eine Seeschlacht oder in einen teuren Hafen. Das Spiel bringt also viele Facetten zusammen, wodurch es dann doch nicht so einfach und kurz ausfällt. Tatsächlich hat man es eher mit einem Kennerspiel für Kinder mit einiger Spielerfahrung zu tun. Damit es dann auf See auch zur Sache geht und die Kapitäne nicht alle für sich Jamaica umrunden, braucht man mindestens vier Spieler.

Steffen Bogen: Camel up

Da kommen sich die Spieler bei Camel up deutlich mehr ins Gehege. Bei höherer Spieleranzahl kann man direkt froh sein, wenn man überhaupt noch eine Wahl hat, bevor die Kamelrunde durch ist. Regelmäßig bleibt wenig mehr zu tun, als auf ein bestimmtes Kamel zu setzen und auf Würfelglück zu hoffen. Nur sind die Chancen je nach Spielsituation höchst unterschiedlich verteilt, was schon Erwachsene durchaus vor stochastische Probleme stellen kann. Für Kinder ist das Spiel entsprechend schwer zu fassen, was auch die tolle Aufmachung nicht aufzuwiegen vermag.

Björn Hölle: Hexentanz

Bei Hexentanz spielt das Glück hingegen keine so große Rolle, sondern vor allem die Merkfähigkeit. Das Spiel funktioniert ähnlich wie Mensch ärgere dich nicht, nur dass die Figuren nicht unterscheidbar sind. Wem welche gehört, ist nur am Figurboden markiert. Entsprechend schnell bricht bei mehreren Spielern das Chaos aus. Häufig gewinnt, wessen Figuren von anderen versehentlich ins Ziel gefahren wurden.

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