Kanban: Fabrikspiel!

Riecht nach Arbeit, schmeckt aber nach Spiel pur! Titel und Aufmachung lassen Wiederholung des Arbeitsalltags befürchten, die Regelfülle ebenso. Nach einer Partie stellen sich die aber als erstaunlich elegant und eingängig heraus. Fortan kann man sich an verschiedensten mittel- bis langfristigen Strategien und kurzfristigen taktischen Manövern austoben. Jede Partie verläuft erfrischend anders. Thematisch bildet Lacerda eine Automobilfabrik geradezu lebendig ab, trotzdem artet es kein bisschen in Arbeit aus. Unfassbar gewieft ausgeklügelt. Funktioniert in jeder Spielerzahl, ist aber nichts für Kinder.

Bewertung: Spitze!

Arler Erde: Warmer Punkteregen!

Das Bauerndasein in Uwe Rosenbergs ostfriesischer Heimat war um 1800 recht sorgenlos, wenn man das Spiel Arler Erde als Maßstab nimmt. War bei Agricola oft genug schon die Beschaffung der Nahrungsmittel nicht ohne Schwierigkeiten und alles weitere harte Arbeit, jeder Punkt redlich verdient; vergrößert sich der Hof in Arle beinahe von selbst. Was man auch macht, überall regnet es Punkte und Nahrung lässt sich in einem Überfluss beschaffen, dass sich damit große Gebäude bis hin zur Burg bezahlen lassen.

Bewertung: Naja!

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Arche Nova: Director solum!

Man nehme eine Aktionsauswahl wie bei Civilization (A New Dawn / ein neues Zeitalter), eine Siegpunktleiste wie bei Rajas of the Ganges, eine Bonuskaskade gegen Spielende wie bei Ganz schön clever und einen riesigen Stapel Projektkarten wie bei Terraforming Mars, spiele aber nicht wie dort auf einem gemeinsamen Spielbrett in der Tischmitte, sondern jede:r für sich in einem eigenen Bereich wie bei Cascadia ebenso garniert mit einem Tierthema und fertig ist das gegenwärtig so erfolgreiche solitäre Rumgewurstel. Übrig bleibt ein interaktionsloses Ankämpfen mit allerlei Möglichkeiten gegen die Launen des Glücks beim Kartenziehen, das doch oft genug erbarmungslos zuschlägt, um noch nicht einmal ein echtes Wettrennen um die Boni entbrennen zu lassen, geschweige denn ein faires. Im Resultat spielen wir jede:r für sich gegen das Spiel statt gegen die Mitspieler, die zu Gunsten einer Solo-Partie ohne Verlust an Spielspaß auch einfach weggelassen werden könnten.

Bewertung: Gähn!

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Russian & Ultimate Railroads: Selbstbelohnungsorgie!

Egal, was ich mache, mit jeder Runde werde ich mit mehr Punkten überschüttet. Die Frage ist nur: Mit welcher Strategie und mit welchen Detailentscheidungen bekomme ich am meisten rausgequetscht. Verschiedene Boni lassen sich auf verschiedene Weise kombinieren, und heizen die Belohnung immer weiter an. Widerstände, Rückschläge, Querschüsse? Fehlanzeige! Obwohl es sich um ein Arbeitereinsetzspiel handelt, bei dem man sich Felder wegschnappen kann, gibt es eigentlich immer auch Ausweichmöglichkeiten, die dann aber nicht ganz so effektiv sind. Es findet also schon die typische Jagd auf die besten Einsetzplätze statt, aber bei relativ milder Abfederung und häufig im weiteren Spielverlauf durch unterschiedliche Strategien nachlassend.

Bewertung: Empfehlung!

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Anno Domini sowie Ausgerechnet Buxtehude/Uppsala: orientierungslos!

Was auf den ersten Blick nach vielen Karten aussieht, wiederholt sich dann doch erstaunlich schnell, was diejenigen bevorzugt, die sich schon vorher besser auskannten, weil sich dann jedes Mal ein paar Orte mehr einordnen lassen. Mit wenig Geographiekenntnissen dagegen wenig reizvoll, weil recht oft blind geraten werden muss und die anderen auf Fehler lauern. Dass die Orte auf der Rückseite nicht in der Karte eingetragen sind, sondern lediglich das Bundesland angegeben wurde, ist mir völlig unverständlich. So lernt man gar nix daraus.

Bewertung: Naja!

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FTW?! Friedemanns tolle Wechselstube!

Wir legen eine Karte mit höherem Wert oder wechseln klein gegen groß, das heißt, wir legen eine kleinere Karte vor uns aus und nehmen eine (meist) größere aus dem Stapel in der Mitte. Später dürfen wir dann die Karte vor uns zusätzlich nutzen, um drüber zu gehen. Fertig ist der Kniff, der aus einem simplen Kartenablagespiel, eine gewitzte Angelegenheit macht. Obwohl die Regeln wirklich einfach sind, dauert es ein paar Runden, ehe sich ein Gefühl einstellt, wie die Angelegenheit anzugehen ist, denn am Ende gibt nur eine Karte auf der Hand Plus- und der Rest Minuspunkte. Hier gilt es also die richtige Mischung hinzubekommen und das ist jedes Mal aufs Neue knifflig und so manches Mal läuft es auch, sehr zur Schadenfreude der Mitspielenden, unglücklich. Anfangs plätschert das Spiel dafür vor sich hin, als hätten es ein paar Karten weniger auch getan. Dass die Kartenwerte nur an den oberen Ecken abgedruckt sind, ist völlig rätselhaft, da die grafische Gestaltung schlicht gehalten wurde.

Bewertung: Nett!

Babel: ein Auf und Ab!

Unentwegt geht es hin und her, auf und ab. Das Spiel macht seinem Namen alle Ehre: Ständig stürzen die Türme ein und dazu noch die babylonische Sprachverwirrung mit den vielen (naja: fünf) Völkern. Thematisch ein Genuss und spielerisch ein Taktikschmankerl. Das Spiel macht Laune durch die ständigen Veränderungen und Umschwünge, durch das Aufbauen und Abreißen, das Ausmanövrieren und Mittendreinschlagen. Von komplett untätigen Zügen bis hin zu richtig wirkungsvollen Kombinationen ist alles drin. Doch das muss man auch verkraften. Das Ganze ist so turbulent, dass bei geübten Spielern dem Glück eine bedeutende Rolle zukommt. Wenn man schnelles Umschlagen schätzt, hat das Spiel deshalb großen Unterhaltungswert, ansonsten Frustpotential.

Bewertung: Spitze!

Startups: Übersichtlich!

Die 45 Karten teilen sich in übersichtliche sechs Sorten auf, von denen wir immer übersichtliche drei (von den Karten, nicht von den Sorten) auf der Hand halten. Wir ziehen jedes Mal eine nach und haben dann für genau eine von vier Karten recht übersichtliche Optionen: Abwerfen oder auslegen. Im letzteren Fall sortieren wir sie nach den sechs Sorten, von denen wir eigentlich möglichst übersichtlich wenige ausliegen haben wollen, aber dafür jeweils mehr als die Mitspieler, denn darum geht es: die Mehrheit bei einem Startup und das heißt Kartensorte. Das ganze Spielgeschehen ist so übersichtlich und wiederholend, dass man es erst kaum glauben kann, dann nach dem Kniff sucht und schließlich resigniert zum Ergebnis kommt: es ist wirklich so übersichtlich. Ganz nebenbei hebelt der hohe Glücksfaktor jede Überlegung aus.

Bewertung: Gähn!

Piranha Pedro: Hier kann man nur verlieren!

Bei diesem Spiel gibt es keinen Gewinner, dafür aber einen Verlierer und zwar denjenigen, den zweimal die Piranhas beißen. Das Spiel lebt davon abzuschätzen, was wohl die anderen tun werden, wobei die eigenen Optionen mit zunehmender Rundenzahl immer kleiner und der Druck damit immer größer werden. Das ist durchaus lustig und schon die Anleitung kommt ebenso humorvoll wie eingängig im Comicstil daher. Für Kinder ebenfalls kein Problem, wenn sie sich mit den Einschätzungen auch ein wenig schwerer tun.

Bewertung: Empfehlung!

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Isle of Skye: Taktisches Puzzle!

Der Vergleich zu Carcassonne liegt zwar nahe, doch ist das Spielgefühl völlig anders: Jede:r hat sein eigenes Stammesgebiet, es werden keine Figuren gesetzt und jedes Plättchen will erst einmal erstanden werden. Im Grunde haben die Spiele bis auf viereckige Plättchen, die man nicht beliebig aneinander legen darf, nichts miteinander zu tun. In jedem Fall fehlt Isle of Skye die Entspanntheit bei gleichzeitg unmittelbarem Feindkontakt von Carcassonne. Dafür läuft das Bieten um die Plättchen auf heftiges Taktieren hinaus, was zwangsläufig zum Grübeln verleitet.

Bewertung: Nett!

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